Rede des SKGD-Vorsitzenden, Rafał Bartek, während der SKGD- Jahresversammlung

Rede des SKGD-Vorsitzenden, Rafał Bartek, während der SKGD- Jahresversammlung

  • 08 Jun Off

08-06-2024

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Delegierte,

wir fassen heute das ereignisreiche Jahr 2023 zusammen. Es war ein Jahr in dem gewählt wurde – sowohl bei uns in der SKGD als auch für das polnische Parlament. Es war auch ein Jahr in dem uns die Ergebnisse der Volkszählung von 2021 erreicht haben, die auch dieses Mal wieder durch das polnische  Statistische Amt ergänzt und korrigiert wurden. 

Zu Einem stand das Jahr nach wie vor im Schatten der Diskriminierung der ca. 55 Tsd. Kinder der deutschen Minderheit. Die Kinder erhielten den Zugang zu einer anstatt drei Stunden Deutschunterricht und es ist nur den Entscheidungen der Bürgermeister vor allem in der Woiwodschaft Oppeln zu verdanken, dass es Gemeinden gab, wo die Kinder den Zugang zu weiteren Deutschstunden bekommen haben. Immerhin waren es bei uns 40 von 54 Gemeinden an denen Deutsch als Minderheitensprache angeboten wird. Unsere Aktivität hat aber auch dazu geführt, dass wir zusätzliche Mittel für den Außerschulischen Deutschunterricht bekommen haben. Das haben wir der Bundesregierung Deutschlands und dem Bundesministerium des Innern zu verdanken. Dank diesen Mitteln konnten wir viele Projekte erweitern oder neue Projekte entwickeln, aber auch unsere DFKs renovieren, wo jetzt Sprachprojekte stattfinden können.

Zum anderen war es ein Wahljahr in dem am 15. Oktober das neue polnische Parlament gewählt wurde. Mit dieser Wahl verbindet auch die deutsche Minderheit große Hoffnungen, denn mit der neuen Regierung scheint ein offener, konstruktiver Dialog in Bezug auf die Minderheitenthematik möglich zu sein. Erste Anzeichen gibt es schon dafür, denn die diskriminierende Verordnung wurde von der neuen Bildungsministerin Anfang Februar 2024 rückgängig gemacht. So bekommen alle Kinder ab den 1. September 2024 den Zugang zu drei Stunden Deutschunterricht zurück. Ich bin mir sicher, dass die Entscheidung der polnischen Regierung diesbezüglich nicht so schnell wäre, wenn nicht unsere Proteste, unsere Schreiben, unsere Pressekonferenzen und viele weitere Aktivitäten zu diesem Thema. Dafür danke ich euch allen, denn dieses zeichnet uns als Gemeinschaft aus und das vor allen in schwierigen Zeiten. 

Gleichzeitig mussten wir aber auch feststellen, dass mit der Wahl von 15. Oktober der letzte Abgeordnete der deutschen Minderheit im polnischen Sejm abgewählt, bzw. nicht gewählt  wurde. Die hohe Wahlbeteiligung, starke Polarisierung der Gesellschaft aber auch das Denken, dass der Sitz des Abgeordneten der deutschen Minderheit im polnischen Sejm sicher sei, haben dazu beigetragen, dass die Liste des Wahlkomitees der deutschen Minderheit in der Oppelner Region dieses Mal keinen Wahlerfolg zu verzeichnen hatte. Dieses bedeutet auch für uns, für die Deutschen in Polen, aber auch für andere in Polen lebende Minderheiten, eine neue Situation in dem wir politisch neue Wege beschreiten müssen und neue Ansprechpartner im polnischen Sejm finden müssen.

Das Jahr 2023 war auch ein Jahr wo uns die Zahlen der Volkszählung vom Jahr 2021 vorgestellt wurden. Unsere Volksgruppe ist im Vergleich zum Jahr 2011 um ca. 3 Tsd. Menschen geschrumpft (2011- ca. 147. Tsd., 2021 – ca.144 Tsd.). Man könnte sagen, es ist nicht viel, vor allem wenn man auf die antideutsche Politik der letzten Jahre, der polnischen Regierung schaut, aber wenn man sich schon die Daten im Detail in Bezug auf die Siedlungsgebiete und Gemeinden in denen die deutsche Minderheit lebt genau anschaut, dann sind die Unterschiede schon größer. Gerade die Verluste in unsere Woiwodschaft machen große Sorgen. Wie dieses zu erklären ist muss schon jeder von uns selber analysieren, denn mein erster Gedanke war verbunden mit der Aktivität unserer Organisationen. An mancher Stelle konnte man nämlich durchaus eine Verbindung zwischen der Aktivität der Strukturen der deutschen Minderheit und dem Ergebnis der Volkzählung feststellen

Rückblickend auf das vergangene Jahr, können wir aber auch auf viele erfolgreiche Ereignisse gucken:

  1. Es wurden neue Vorstände auf allen Ebenen der SKGD Struktur gewählt – dadurch leisten wir einen Beitrag an einer aktiven und bewussten Zivilgesellschaft
  2. Viele Kinder und Jugendprojekte wurden erfolgreich fortgesetzt
  3. Kinder- und Jugendwettbewerbe wurden erfolgreich fortgesetzt
  4. Die Koordination und Unterstützung der Arbeit der Kulturgruppen wurde fortgesetzt
  5. Das Projekt Miro Deutsche Fussballschule wurde an 12 Standorten (davon 11 in der Woiwodschaft Oppeln) erfolgreich fortgesetzt
  6. Bewahrte Kulturprojekte wurde fortgesetzt und es entstanden neue wie das Tanztheater
  7. Wir blieben Medial präsent und das mit vielen Pressemeldungen im letzten Jahr
  8. Wir haben den Kampf/den Protest gegen die Diskriminierung nie aufgegeben (eine Kampagne 3 ist nicht gleich 1 wurde mit Flyer, Presseerklärungen und großen Werbeplakaten gestartet und dieses führte letzten Endes zu einem Erfolg
  9. Wir haben Multiplikatoren-Schulungen für über 1300 Mitglieder unsere Organisation durchgeführt
  • Maibäume wurden aufgestellt, Oktoberfeste gefeiert und Martinsumzüge fanden statt
  • Wir blieben politisch- gesellschaftlich aktiv mit der Beteiligung an den Parlamentswahlen
  • Wir haben Bücher herausgegeben
  • wir haben einen feierlichen Gottesdienst gefeiert für all diese Menschen die sich seit Jahren für die Pflege der deutschen Sprache in der Seelsorge einsetzten

Die genauen Informationen zu den Projekten und Ereignissen des Jahres 2023 können sie dem schriftlichen Bericht, den Sie mit der Einladung bekommen  haben, sowie der Präsentation die im Hintergrund läuft, entnehmen.

Das alles konnten wir unter anderem dank der finanziellen Unterstützung von verschiedenen Quellen machen aber vor allem dank unserer Aktivität!

Mit den Wahlen von Oktober 2023 mussten wir uns auch offen die Frage stellen wie geht es für uns, für unsere Gesellschaft politisch weiter. Nach vielen internen Gesprächen und Diskussionen, haben wir Ende November 2023 entschieden nicht mehr als Wahlkomitee der deutschen Minderheit bei den Selbstverwaltungswahlen aufzutreten sondern in Absprache mit dem Schlesischen Selbstverwaltungsverein als Wählerkomitee der Schlesischen Regionalpolitiker. Es war keine einfache Entscheidung und die war auch mit vielen Risiken verbunden aber wir waren uns sicher, wenn wir das was uns am Herzen liegt, also die deutsche Kultur, Sprache aber auch die schlesischen Traditionen auch in der Zukunft erfolgreich politisch nach außen vertreten wollen, dann müssen wir was wagen, dann müssen wir uns einfach Neuaufstellen! Und wir wurden für diesen Mut mit einem sehr guten Wahlergebnis belohnt. Klar werden Kritiker sagen, dass wir doch nicht mehr Vertreter im Sejmik haben und sogar paar Vertreter weniger in den Kreisen aber bedenken wir die Ausgangslage nach den verlorenen Parlamentswahlen und auch die politische Stimmung in Polen wo vor allem Zentrale Politik-Themen die Diskussion beherrschen. Mit der Wahl von Richard Galla zum Berater des Sejmmarschalls Szymon Hołownia wurde ein weiteres positives Signal gesendet das zeigt, dass wenn wir selber bereit sind Akzente zu setzen und sichtbar bleiben, dann werden wir auch geschätzt.

An der Stelle möchte ich deshalb noch einmal den vielen Bürgermeistern danken, die es verstanden haben, als die „Zeit der Probe“ kam und den Kinder der Zugang zu der Sprache erschwert wurde und Deutschstunden dazugegeben an den Schulen in Ihren Gemeinden haben. Ich bin dankbar allen Gesellschaften getragen von Mitgliedern der deutschen Minderheit, die Kindergärten und Schulen mit den Unterricht in zwei Sprachen führen. Ich freue mich dass wir mit der Errichtung des Nichtöffentlichen, katholischen Kindergarten mit dem Unterricht Deutsch als Minderheitensprache in Chronstau ein weiteres Akzent setzen konnten wo sichtbar wurde wie wichtig für uns die Pflege der Sprache gerade bei den Jüngsten ist.

Wir wissen welchen Wert unsere Kultur und Tradition darstellt und jetzt heißt es diesen Schatz, die Heimat für die nächsten Generationen zu übertragen. Da bin ich auch dankbar, dass wir Jugendliche haben, die es verstehen und dass wir eine so aktive Jugendorganisation, den Bund der Jugend der deutschen Minderheit haben. Wir müssen aber die Jugend auch weiter unterstützen und stärken, denn nichts ist heute Selbstverständlich und für die Ewigkeit. Aktiv bleiben und modern handeln muss unser Motto bleiben, denn nur so bleiben wir auch weiterhin erfolgreich.

Zum Schluss möchte ich mich noch einmal auch bei allen Unterstützern bedanken. Ich bedanke mich bei der Seelsorge der Diözese Oppeln für die Sorge um die deutsche Seelsorge in der Region.

Ganz besonders möchte ich mich aber noch einmal bei allen Mitgliedern der SKGD bedanken. Eure Arbeit ist ehrenamtlich und dabei macht ihr so viel für uns, für unsere Region, für die Zukunft unsere Kinder! Ohne diese Arbeit wäre eine Region der kulturellen Vielfalt und des gegenseitigen Bereicherns nicht möglich!

Zum Schluss möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich heute die Versammlung früher verlassen werde, denn unsere Arbeit wird auch von außen gesehen und wahrgenommen. So werden wir heute bei der Eröffnung des Transferzentrums Heimat in Hoyerswerda mit dem Preis „Erbe und Zukunft“ für unsere Aktivität ausgezeichnet.

   

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