Ist der Minderheitenunterricht wieder mal ein Verhandlungsmittel zwischen Polen und Deutschland?

Ist der Minderheitenunterricht wieder mal ein Verhandlungsmittel zwischen Polen und Deutschland?

  • 17 Dez 0

17-12-2022

#SprachenlernenIstKeinePolitik

“Der Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache wird zurückkehren, sofern es möglich wird, die Zugehörigkeit zur deutschen Minderheit nachzuweisen. Vielleicht sollten diejenigen, die sich dazu bekennen, Deutsche zu sein, Abiturprüfung auf Deutsch ablegen?”, sagte polnischer Minister für Bildung und Wissenschaft, Przemysław Czarnek, während des heutigen Interviews für Radio RMF FM.

“Das System zur Überprüfung der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit ist ein System, das vom polnischen Staat geschaffen wurde. Warum sollten also Kinder, die der deutschen Minderheit angehören, dafür bestraft werden, dass das in Polen geltende System in Augen des Bildungsministers mangelhaft ist?”, fragt der Vorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen und Vorsitzender des Oppelner Sejmiks – Rafał Bartek.

Laut Minister Przemysław Czarnek ist der von der deutschen Seite angegebene zusätzliche Betrag von 1 Mio. EUR zu niedrig. Wofür aber sollte der Betrag dienen? Der Minister weist darauf hin, es sei der Betrag, der für den Polnischunterricht vorgesehen sei. In der Wirklichkeit aber ist es anders. Es sollte an dieser Stelle betont werden, was in Bezug darauf der Bevollmächtigte der deutschen Regierung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Dietmar Nietan sagte, der darauf hinweist, dass dieser Betrag erst zur Analyse des Bedarfs im Polnischunterricht in Deutschland verwendet werden soll.

Dies wirft die Frage auf, welchen Zweck der Minister hat, diese Tatsache auf eine Weise darzustellen, die die Öffentlichkeit irreführt und das Thema des Sprachenlernens von Kindern für politische Zwecke nutzt.

„Für mich wie für alle Eltern ist das Wichtigste, dass Kinder die Möglichkeit haben, eine Sprache zu lernen. Ich finde es schwer zu verstehen, dass jemand es als etwas Schlechtes ansieht und darauf seine Politik machen möchte. Wie sollen wir den Kindern erklären, dass ihnen jemand die Perspektiven für die Zukunft und einen guten Start nimmt?“, betonte Aneta Buczek, Mutter von vier Kindern, während der Pressekonferenz, die am 28. November 2022 im Sitz des Verbandes organisiert wurde. Vertreter der Wissenschaft, Jugendliche und Eltern fassten damals ihre Postulate mit einem einfachen Motto zusammen: #NaukaJęzykaToNiePolityka [Sprachenlernen ist keine Politik]. Die Durchsetzung politischer Interessen sollte nicht auf Kosten der Zukunft von Kindern gehen; es sollten nicht die Kleinsten sein, auf deren Schultern politische Verhandlungen getragen werden sollten.

Dr. Katarzyna Kownacka vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Oppeln betont während der Pressekonferenz: “Das Argument von Herrn Kowalski, Deutschland halte sich angeblich nicht an die Bestimmungen des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und Zusammenarbeit ist rechtlich unbegründet. Die von dem Abgeordneten Kowalski beharrlich wiederholten Worte, Deutschland stelle keine Ressourcen für das Erlernen der polnischen Sprache zur Verfügung, sind daher politische Manipulation.” Sie wies darauf hin, dass aufgrund der föderalen Struktur des deutschen Staates Fragen des muttersprachlichen Unterrichts den einzelnen Ländern anvertraut werden. Wenn also diese Art der Finanzierung auf die polnische Realität übertragen würde, würde die Bildung vollständig aus Mitteln der lokalen Selbstverwaltungen finanziert.

Die Konferenz befasste sich auch mit den Argumenten von Unternehmern, die ihre Familien durch ihre Tätigkeit im Grenzgebiet unterstützen. Ein grundlegendes Arbeitsinstrument und eine auf dem hiesigen Arbeitsmarkt gefragte Kompetenz ist die Kenntnis von Sprachen. Dies ist in der derzeitigen Wirtschaftskrise besonders wichtig.

Die vollständige und ORIGINELLE Stellungnahme des Bundeskoordinators für die deutsch-polnischen Beziehungen, Dietmar Nietan, finden Sie hier: Erklärung des Koordinators der Bundesregierung für die deutsch-polnischen Beziehungen zur neuen Initiative einer zusätzlichen Bundes­förderung für die polnische Herkunftssprache – Auswärtiges Amt (auswaertiges-amt.de)

Die vollständige Stellungnahme der Pressekonferenz vom 28. November 2022 finden Sie hier: Machen wir keine Politik auf Kosten der Kinder!

 

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