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21 Nov 0
21-11-2022
In den letzten Wochen haben wir immer häufiger von der Abkühlung der deutsch-polnischen Beziehungen und der ungünstigen Atmosphäre um die deutsche Minderheit in Polen gehört. Als Reaktion darauf richteten 40 Jugendliche – Teilnehmer der Jugendkonferenz in Kreisau – einen Appell an die Gesellschaft, um den Wert des Multikulturalismus und die Notwendigkeit des gegenseitigen Verständnisses zu betonen.
Die Jugendkonferenz in Kreisau ist eines der Leuchtturmprojekte des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit (BJDM), an dem in diesem Jahr Jugendliche aus dem Minderheitenkreis wie auch von außerhalb teilgenommen haben. Während der diesjährigen Konferenz unter dem Motto “Deutsch-Polnische Freundschaft” wurden auch aktuelle, schwierige Themen besprochen. Umso mehr sind die Worte des Appells der Jugend, der während der Konferenz entstanden ist, eine Antwort auf die aktuelle Situation und die vorherrschende Stimmung:
„Seit Generationen leben wir zusammen: Wir besuchen die gleichen Schulen, wir arbeiten in den gleichen Unternehmen, wir kümmern uns gemeinsam um unsere unmittelbare Umgebung. Wir haben und schaffen eine Gemeinschaft, die, obwohl sie aus verschiedenen Kulturen besteht, sich auf gegenseitige Freundlichkeit konzentriert. Jenseits von Spaltungen war, ist und wird es immer der Mensch als ein Wesen, das das Recht auf ein würdevolles, friedliches Leben hat, das Wichtigste sein.“
Sich dessen bewusst, wie sehr Beziehungen auf höchster Ebene das Leben der einfachen Menschen beeinflussen können, wenden sich junge Menschen auch an Politiker:
„Wir bitten Sie, – lassen Sie uns Brücken und keine Mauern bauen. Heute sehen wir in der Welt und in Europa – so nah an unseren Grenzen – das Drama von Menschen, die durch politische Fragen zu Konflikten und zur Zwietracht geführt werden.“
Der an die Mehrheitsgesellschaft gerichtete Text wurde von der Jugend an einem für die deutsch-polnische Versöhnung symbolischen Ort ausgearbeitet. Am 12. November 1989 fand in Kreisau die vom Oppelner Bischof Alfons Nossol initiierte und zelebrierte Versöhnungsmesse statt, an der der damalige polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl teilnahmen. Die Geste der gegenseitigen Umarmung der Politiker während der Messe wurde zum Symbol für ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn. Vor Kurzem begangen wir ein weiteres Jubiläum der Messe.
Auch das Datum der Veröffentlichung des Appells ist kein Zufall: Für den 21. November fällt der Weltweite Tag der Güte. Auf diese Weise wollen die Jugendlichen die klaren Absichten ihrer Initiative hervorheben:
„Als Deutsche und Polen, die seit Generationen in Polen leben und sich gegenseitig respektieren, wollen wir in einem offenen, toleranten und freundlichen Umfeld leben, miteinander kooperieren, Harmonie und ein friedliches Zusammenleben anstreben. Wir sind überzeugt, dass der Multikulturalismus bereichert und ein Wert ist, den wir an zukünftige Generationen weitergeben sollten. Denn Europa, einschließlich Polen, ist und sollte unser gemeinsames Zuhause sein.“
Der vollständige Inhalt des Appells ist auf der Internetseite des BJDM (www.bjdm.eu) und zum Herunterladen Rechts.
Die Idee des Tages der Güte (Eng. World Hello Day) wurde 1973 in den Vereinigten Staaten geboren. Die Autoren dieser Initiative waren die Brüder Brian und Michael McCormack. Die Initiative sollte Ausdruck des Protests gegen den Krieg zwischen Israel und Ägypten (Jom-Kippur-Krieg) sein, der im Herbst 1973 ausbrach. Der Tag der Güte soll uns an die Notwendigkeit erinnern, Streitigkeiten auf friedlichem Wege – durch Kommunikation statt Gewalt – zu lösen und eine positive Einstellung gegenüber der Welt und anderen Menschen zu haben.