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17 Jan 0
17-01-2022
Liebe Mitglieder, liebe Freunde,
ein schwieriges, vor allem von der Pandemie gezeichnetes Jahr ist hinter uns. Viele von uns sind selber erkrankt, manche haben Verwandte und Freunde verloren. Besonders möchte ich an dieser Stelle an den an COVID-19 viel zu jung verstorbenen Bürgermeister der Stadt Landsberg (Gorzow Slaski) Artur Tomala, der die deutsche Minderheit vertreten hat, gedenken.
Aber nicht nur die Pandemie hat uns viele Sorgen bereitet, sondern auch die politische Entwicklung im Polen in Bezug auf die deutsche Sprache und nicht nur auf die Sprache. Wegen der Pandemie- Beschränkungen, mit denen wir auch jetzt wieder gestärkt zu tun haben konnte vieles nicht wie geplant stattfinden. Gerade zum Anfang des Jahres 2021 mussten wir auf so manche Veranstaltung verzichten oder es gar absagen. Vieles, womit wir schon 2020 beginnen mussten, konnten und mussten wir 2021 fortsetzen- so gab es weitere online-Treffen für die SKGD Strukturen oder auch online- Veranstaltungen. Dann im Frühjahr und im Sommer aber auch noch im Herbst, nachdem die meisten Beschränkungen weggefallen sind konnte so manche 30 Jahre Feier des DFK nachgeholt werden. Es war auch kein einfaches Jahr was die Berichterstattung in unseren Strukturen auf allen Ebenen angeht und so möchte ich mich bei allen bedanken, die mit Verspätung, auch in kleinerem Rahmen aber doch eine Jahresversammlung organisiert haben. Denn gerade das ist seit über 30 Jahren eine unserer Stärken, gerade so leisten wir einen Beitrag zur Bildung einer tatsächlichen Zivilgesellschaft. Diese ist wiederum heute wieder wichtiger als sie es noch vor kurzem war. Denn gerade heute werden wieder Stimmen laut und so manches was wir in den letzten 30 Jahren erreicht haben wegzunehmen. Das Jahr 2021 war auch ein Jahr der Volkszählung. Uns sind zwar die Ergebnisse noch nicht bekannt und trotzdem schauen wir denen schon jetzt mit großer Sorge entgegen. Uns ist nämlich bewusst, wie sich die aktuelle antideutsche Politik auf solche Ergebnisse niederschlagen kann. Viele von uns haben nämlich noch sehr gut in Erinnerungen die Zeiten, wo man alles was Deutsch war, tief zu Hause verstecken musste. Dazu kommt die Tatsache, dass trotz der Polenweiten Werbekampagne Seitens des polnischen statistischen Amtes was die Volkszählung angeht, gab es keine Akzente die Minderheitenbezug hätten. So waren wir Mal wieder auf sich allein gestellt. Ich möchte all denen danken, die sich an der Informationskampagne beteiligt haben. Aber nicht allein die Pandemie und die Volkszählung hat uns im Jahr 2021 beschäftigt. Es gab viele andere Ereignisse, die um uns herum passiert sind, aber an denen wir auch manchmal teilgenommen haben. Dazu gehören mit Sicherheit auch die Bundestagswahlen in Deutschland mit einem Ergebnis, das auch für uns viel neues bedeutet. Es sind nämlich neue Politiker, die jetzt in Verantwortung für die im Ausland lebenden Deutschen stehen werden. Erste Kontakte wurden diesbezüglich schon geknüpft und dafür möchte ich in erster Reihe Bernard Gaida danken, der in seiner Rolle als VdG Präsident aber auch als AGDM Sprecher schon sehr aktiv gewesen ist. Nicht zur vergessen ist aber, dass meine, Bernards oder Richard Aktivitäten nur dann Sinn machen, wenn wir als Gemeinschaft, als Gesellschaft aktiv sind und bleiben. Trotz vieler Hindernisse konnten wir auch im Jahr 2021 viele unsere Aktivitäten fortsetzen. So möchte ich an dieser Stelle traditionell paar Zahlen nennen:
Das Jahr 2021 in Zahlen:
- 431 Projekte (250 – 2020) auf die Gesamtsumme 600 000 zł (333 563,09 zł – 2020) im Rahmen des Projektes Begegnungsstättenarbeit,
- 49 Kultur- und Sprachprojekte auf die Summe 391 360 PLN (37 Projekte / 380 000 zł w 2020) unterstützt durch das Konsulat der Bunderepublik Deutschlands in Oppeln,
- In der Woiwodschaft Oppeln wurden im Frühling 28 und in Herbst 36 Samstagskurse durchgeführt (2020 48 im Herbst).
- Miro Deutsche Fussballschulen- 11 (10 in Woiwodschaft Oppeln, 1 in Woiwodschaft Schlesien), 26 Trainingsgruppen, 407 Kinder (2020 -11, 24 Trainingsgruppen, und insgesamt 375 Kinder).
- Weitere Sprach-, Wissens- und Gesangswettbewerbe fanden statt (vor allem online).
- 26 Projekte (2020 – 29 Projekte) wurden durch 17 Selbstverwaltungen (2020- 18 Selbstverwaltungen) auf die Summe 352 800 PLN unterstützt (2020 – 376 075 PLN).
- 12 Projekte wurden aus den Mitteln des polnischen Innenministeriums realisiert (2020 – 11 Projekte) auf die Gesamtsumme 485 250 PLN (2020-498 500 PLN).
- weitere Projekte wurden dank der Unterstützung des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat umgesetzt, dabei u. A. Modernisierung des SKGD Büros
- Oppelner Senior / Opolski senior – Das Projekt umfasst 654 Teilnehmer in 20 Seniorenclubs. Trotz der Pandemie fanden die Aktivitäten in den Clubs fast das ganze Jahr über statt – die Senioren unternahmen Ausflüge, verrichteten verschiedene handwerkliche Arbeiten, nahmen an Koch- und Psychologieworkshops, sportlichen Aktivitäten usw. teil. Erst im April setzten wir die stationären Clubaktivitäten aufgrund einer Zunahme von Krankheiten aus. In dieser Zeit erledigten die Animateure die Einkäufe für die Senioren, bereiteten Aktivitätspakete vor, die zu Hause ausgefüllt werden sollten, und hielten telefonischen Kontakt mit den Clubteilnehmern. Partner in diesem Projekt ist u. A. die Wohltätigkeitsgesellschaft der Deutschen in Schlesien, die vor allem Nachbarschaftshilfe im Rahmen des Projektes anbietet was heutzutage so unheimlich wichtig ist. Ich bedanke mich für die Zusammenarbeit bei dem Projekt!
Ich möchte mich bei den DFKs, den Vorsitzenden und Vorständen auf allen unseren Strukturebenen für Ihre tägliche Arbeit bedanken. Ich bedanke mich auch ganzherzlich bei den BJDM Vertretern. Ihre Arbeit ist für uns von großer Bedeutung, denn in dem sie aktiv in der Gegenwart wirken, gestalten Sie die Zukunft unserer Gesellschaft, also auch die Zukunft unsere Kinder.
Hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch die Arbeit der Mitarbeiter der Geschäftsstelle der SKGD. Nur dank der guten Team-Arbeit konnten wir die vielen Aufgaben meistern. Danke auch der Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln Frau Birgit Fisel-Rösle für die Unterstützung und die gemeinsame Suche nach Lösungen bei so manchen schwierigen Problem. Ich bedanke mich auch bei der VdG sowie bei der SES Geschäftsstelle für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit im letzten Jahr.
Ich bedanke mich auch herzlich bei allen Selbstverwaltungsvertretern der deutschen Minderheit sowie bei unserem Abgeordneten Richard Galla- es war kein einfaches Jahr, aber wir haben im Laufe des Jahres immer wieder erfahren, wie wichtig es ist einen Abgeordneten im polnischen Sejm zu haben.
Am Ende des Jahres erreichte uns eben aus Warschau eine Nachricht, die vieles was in dem sowieso schon schwierigen Jahr geschehen ist, noch einmal überschattet hat. Es geht um den Beschluss des polnischen Sejms vom 17. Dezember 2021 die Mittel für den Minderheitensprachunterricht an den Schulen um 40 Millionen Zloty zu kürzen. Wir wissen heutzutage noch nicht, wie es sich auf den Deutschunterricht an den Schulen auswirken wird aber wir können schon jetzt befürchten, dass es nach den Schwierigkeiten, die wir schon 2018 erlebt haben, wo Deutschstunden in der 7 u. 8 Klasse der Grundschule gekürzt wurden, es nun zu weiteren Einschnitten in diesem Bereich kommen kann. Statt also nach vorne zu schauen, müssen wir eher mit einem weiteren Rückschritt rechnen. Deshalb auch die große Bitte an Sie alle, die Protestaktionen zu diesem Thema zu unterstützen. Alleine die Petition der Eltern hat schon im Internet fast 5000 Unterschriften gesammelt. Seien wir also bitte nicht gleichgültig, denn jede Stimme zählt!
So gesehen fällt es uns nicht leicht positiv zu denken und trotzdem sollen wir es machen, nicht nur weil wir am Anfang des neuen Jahres stehen. Wir sollen auf das Jahr 2022 mit Hoffnung schauen, denn:
- Wir haben uns und sind eine starke Gemeinschaft
- Die Pandemie muss irgendwann mal ein Ende haben
- Bei dem Angriff gegen die deutsche Sprache an den Schulen erleben wir eine Welle der Solidarität von verschiedenen Richtungen,
- Wir haben als SKGD Oppeln für das Jahr 2022 mehr Projekte vom polnischen Innenministerium bewilligt bekommen als je zuvor!
Und was erwartet und noch in diesem Jahr:
- Das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen wird eröffnet – eine große Sache für unsere Volksgruppe. Ein Ort der Erinnerung, aber auch der Zukunftsdiskussion wird in Mitte von Oppeln erschaffen.
- Am 10.September 2022 findet in der Jahrhunderthalle in Breslau das 7. Kulturfestival der Deutschen in Polen statt.
- Die Europäische Charta der Minderheiten und Regionalsprachen feiert ihr 30. Jubiläum. Die Charta, die auch in Polen schon 2009 ratifiziert wurde, bleibt leider ein wenig bekanntes, in Bezug auf die Minderheitensprachen, aber sehr wichtiges Rechtsakt. Wir werden 2022 durch verschiedene Aktivitäten versuchen auf Sie aufmerksam zu machen.
Zum Schluss möchte ich euch, nein uns allen ein gutes, trotz allem erfolgreiches aber vor allem gesundes neues Jahr 2022 wünschen. Bleiben wir auch in diesem Jahr aktiv und lassen wir uns nicht einschüchtern, denn unsere Kultur, unsere Sprache, unsere Identität bleibt wichtig unabhängig von dem was manche Politiker sagen werden und auch unabhängig von so manchen Zahlen, die uns in Bezug auf die Ergebnisse der Volkszählung 2022 erreichen werden. Bleiben wir stark, denn das was wir tun, tun wir nicht für uns, sondern für die nächsten Generationen, für die Jugend und Kinder, die auch die Chance haben sollen in zwei Sprachen, zwei Kulturen und an so mancher Stelle vielleicht auch in zwei Identitäten aufzuwachsen.
Alles Gute im Neuen Jahr!