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31 März 0
31-03-2021
Stellungnahme des Vorstands der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien im Zusammenhang mit dem Beschluss des Oppelner-Stadtrates über den Bau eines Denkmals für die Helden der schlesischen Aufstände in Oppeln
z dn. 30.03.2021 r.
Im Jahr 2021 feiern wir den 100. Jahrestag der Volksabstimmung in Oberschlesien, den Ausbruch des dritten schlesischen Aufstands und den 100. Jahrestag der Schlacht von St. Annaberg. Die Folge dieser Ereignisse war die historische Teilung Oberschlesiens, deren östlicher Teil nach der Teilung dem polnischen Staat gewährt wurde. Präsident Bronisław Komorowski sagte am St. Annaberg im Jahr 2011, am 90. Jahrestag des 3. Schlesischen Aufstands u.a.: “… wir würdigen den Heldentum der Aufständischen, ohne die Schlesien nicht Teil Polens sein würde, aber wir respektieren auch die Entscheidungen derer, die auf der anderen Seite des Kampfes standen.” In seiner Rede vor 10 Jahren wies der Präsident auch darauf hin, dass nicht nur deutsche Soldaten den schlesischen Aufständischen gegenüberstanden, sondern auch andere Schlesier, “diejenigen, die sich deutsch fühlten und wollten, dass Schlesien Teil des deutschen Staates bleibt”. Und weiter: “Wir sollten nicht vergessen, dass das damalige Drama nicht nur schlesische Dörfer und Städte, sondern auch Familienhäuser und oft einzelne schlesische Familien teilte.”
Angesichts dieser Worte sowie des Fortschritts der Wissenschaft, der in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Analyse der Ereignisse vor 100 Jahren stattgefunden hat, waren wir von der Initiative des Oppelner-Stadtrates und des Präsidenten, an die “Helden der schlesischen Aufstände”, dh. die Opfer nur einer Konfliktpartei, und darüber hinaus nicht aus der Stadt Oppeln, sondern aus dem Gebiet des Oppelnerkreises, was administrativ nicht unter die Autorität der Stadt fällt, zu gedenken, überrascht. Es scheint, dass 100 Jahre nach diesen tragischen Ereignissen eine ausreichende Zeit sind, um alle zu ehren, die damals gestorben sind, unabhängig von ihrer Nationalität. Die Region und die Stadt selbst werden heute von den Nachkommen beider Seiten dieses historischen Konfliktes bewohnt. Man erinnert auch daran, dass es sich in der Stadt Oppeln auf dem Friedhof in der Wrocławskastrasse Gräber von Soldaten der alliierten Streitkräfte befinden, die vor 100 Jahren starben (31 britische Soldaten, die zwischen 1921 und 1922 ihr Leben verloren haben) und in Oppeln stationiert waren. Die Stadt selbst spielte vor 100 Jahren eine wichtige Rolle in der Geschichte Europas und war Sitz der Interalliierten Verwaltungs- und Volksabstimmungskommission in Oberschlesien unter der Leitung des französischen Generals Henri Le Rond. Unserer Meinung nach ist es der vergessene und leider stark vernachlässigte Friedhof an der Wrocławskastrasse, aus der Sicht seiner Geschichte und der dort begrabenen Menschen, ein sehr guter und würdiger Ort, um allen Opfern der Ereignisse von vor 100 Jahren zu gedenken. Die Tatsache, dass britische Soldaten dort begraben sind, ist auch ein Beweis für den internationalen Charakter der Ereignisse, die vor 100 Jahren in Oberschlesien stattfanden. Es war Oppeln, die damalige Hauptstadt der Region Oppeln, die bei diesen Ereignissen eine Schlüsselrolle spielte. Vielleicht wäre auch die Gegend in der Nähe des Plac Wolności, wo sich der Sitz des Regierungsbezirkes in Oppeln befand, wo die Internationale Kommission residierte und wo sich jetzt ein bescheidenes Gedenken an General Le Rond befindet, ein guter Ort für ein Denkmal zum 100. Jahrestag der Volksabstimmung in Oberschlesien, zu errichten. Es war die Volksabstimmung selbst, die kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges stattfand, die eine große europäische Errungenschaft der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit und die Umsetzung der Idee der Selbstbestimmung von Nationen war.
Nach Ansicht des Vorstandes der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien sollte bei der Errichtung neuer Gedenkstätten zu dieser Zeit an die noch gültige Botschaft des Heiligen Papstes Johannes Paul II. erinnert werden, der während seines Aufenthalts im Jahr 1983 auf dem Sankt Annaberg sagte: “Dieses Land muss noch mehrfach versöhnt werden.” In diesem Sinne appellieren wir an den Oppelner-Stadtrat, die Botschaft, die mit dem neu geschaffenen Gedenken einhergeht, erneut zu analysieren.