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08 Jul 0
08-07-2020
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Wählerinnen und Wähler,
Liebe Mitglieder der deutschen Minderheit,
Am 12. Juli findet die Stichwahl für das Amt des Staatspräsidenten statt. Sie wird Einfluss darauf haben, in welche Richtung sich Polen in den kommenden Jahren entwickeln wird. Als polnische Staatsbürger, die zu einer nationalen Minderheit gehören, haben wir klar formulierte Erwartungen an das Oberhaupt des Landes, an dessen Leben wir aktiv teilgenommen haben und dies auch weiterhin tun wollen.
Daher sind wir der Meinung, der Präsident sollte:
1. über die Verfassung und den darin enthaltenen Art. 35 Wache halten, in dem zu lesen ist: „1. Die Republik Polen gewährleistet den polnischen Staatsangehörigen, die nationalen und ethnischen Minderheiten angehören, die Freiheit der Erhaltung und der Entwicklung der eigenen Sprache, der Erhaltung von Bräuchen und Traditionen sowie der Entwicklung der eigenen Kultur. 2. Nationale und ethnische Minderheiten haben das Recht auf Bildung eigener Ausbildungs- und Kultureinrichtungen sowie der Einrichtungen, die dem Schutz der religiösen Identität dienen. Sie haben auch das Recht an Entscheidungen in solchen Angelegenheiten beteiligt zu werden, die ihre kulturelle Identität betreffen.“
2. für ein vereintes und starkes Europa eintreten. Nur ein solches Europa ist Garant für Sicherheit und Frieden, erlaubt gleichzeitig einen uneingeschränkten Kontakt zu unseren Familien, die in den letzten Jahrzehnten emigriert sind oder ihrer Heimat beraubt wurden. Die freie Wahl des Arbeits-, Lern und Wohnortes erlaubt auch ihnen eine Rückkehr.
3. im Rahmen der Außenpolitik auf die stetige Intensivierung der deutschen-polnischen Beziehungen Einfluss nehmen, die für uns von besonderer Bedeutung sind.
4. für Rechtsstaatlichkeit und unabhängige Gerichte eintreten, denn nur dann haben alle Bürger, darunter Vertreter nationaler und ethnischer Minderheiten, einen garantierten Schutz in schwierigen Situationen, oft mit einem fremdenfeindlichen Hintergrund.
5. Menschen mit unterschiedlichen historischen, kulturellen und sprachlichen Erfahrungen respektieren sollte.
6. dafür einstehen, die kulturelle, sprachliche und nationale „Andersartigkeit“ der deutschen Volksgruppe, sowie anderer nationaler und ethnischer Minderheiten in Polen nicht als etwas „Fremdes“ anzusehen.
Wir sind uns dessen bewusst, dass die Wähler, darunter auch die deutsche Volksgruppe in Polen, Menschen mit sehr unterschiedlichen politischen Ansichten sind, die sich bei der Wahl nach sehr individuellen Voraussetzungen richten. Daher appellieren und ermuntern wir, bei der Wahl am 12. Juli auch die obigen und andere für uns wichtigen Werte zu berücksichtigen. Sie bilden eine Basis zum Erhalt und der Weiterentwicklung der kulturellen und sprachlichen Identität der deutschen Minderheit sowie anderer nationaler und ethnischer Minderheiten in Polen, dem Land garantieren sie einen entsprechenden Platz in der Europäischen Union.
Vorstand des Verbandes deutscher Gesellschaften:
Bernard Gaida, Rafał Bartek, Maria Neumann – Vertreter der Woiwodschaft Oppeln
Marcin Lippa, Waldemar Świerczek – Vertreter der Woiwodschaft Schlesien
Michał Schlueter, Vertreter der Region Ermland-Masuren
Peter Jeske, Vertreter der Region Pommern
Damian Stefaniak, Vertreter der Region Niederschlesien