Rede Frau Konsulin Sabine Haake während des Neujahrskonzert (27.01.2018)

Rede Frau Konsulin Sabine Haake während des Neujahrskonzert (27.01.2018)

  • 30 Jan 0

30-01-2018

Sehr geehrte Damen und Herren,
szanowni państwo
Herzlich willkommen
Witam Serdecznie

Es ist mir eine große Ehre, Sie herzlich zu unserem 12. Neujahrskonzert zu begrüßen. Bereits zum vierten Mal stehe ich zu Beginn des Konzertes hier vor Ihnen auf der Bühne, und freue mich, dass wieder so viele von ihnen unserer Einladung gefolgt sind, obwohl wir keinen besonderen Anlass zum offiziellen Feiern gewählt haben und eher nachdenklich auf das neue Jahr blicken.

Rückblickend begingen wir 2016 unter anderem das 25jährige Jubiläum der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags und das silberne Jubiläum der Gründung der Deutschen Minderheitsstrukturen. 2017 feierten wir das 25jährige Bestehen des deutschen Konsulats in Oppeln, 500 Jahre Reformation und 800 Jahre Gründung der Stadt Oppeln. Was wird das neue Jahr bringen?

2018 begeht die Republik Polen das 100jährige Jubiläum der Unabhängigkeit nach 123 Jahren der Teilung durch Preußen, Österreich-Ungarn und Russland. 2018 blicken wir auf 100 Jahre Beendigung des ersten Weltkrieges zurück. Eines Krieges, der mit ungeheuren Menschenverlusten ein Krieg hätte sein sollen, der alle Kriege beendet. Doch die durch Kriegsende neu entstandene Chance zu einer dauerhaften Friedensordnung – in Europa und der ganzen Welt – wurde nicht genutzt.

Zwei Jahrzehnte danach begann mit dem deutschen Überfall auf Polen der nächste Großkonflikt mit noch schlimmeren Verheerungen, höheren Opferzahlen und unvorstellbaren Verbrechen.

1993 formulierte der schweizerische Historiker und Diplomat Paul Widmer die These, Europa habe zwar die Folgen des Zweiten Weltkriegs leidlich bewältigt, laboriere aber weiter an denen des Ersten Weltkrieges.

Heute zu Beginn des neuen Jahrs stellen wir uns die Frage, ob es gelingen wird, dem Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges eine – vielleicht erneuerte – europäische Perspektive zu geben. Neben der Erinnerung an die Opfer eines schrecklichen Krieges und an seiner Folgen, sollten wir auch mit Blick in die Zukunft besonders die Bedeutung des Friedens für Europa und die Welt, die Ideen eines universalen Völkerrechts und der rechtsstaatlichen Demokratie würdigen und uns für diese einsetzen.

Doch das können wir nicht alleine, sondern nur vereint mit unseren europäischen Partnern im Osten wie im Westen. Gerade auch die Stimme Polens mit seinen ganz speziellen historischen Erfahrungen brauchen wir in diesem Dialog auf dem Weg in ein friedliches, geeintes und starkes Europa.

Auch in diesem Sinne der Partnerschaft und Freundschaft begrüße ich es sehr, dass dieses Konzert erneut unter der gemeinsamen Schirmherrschaft des Deutschen Konsulats und des Marschalls der Woiwodschaft Oppeln, Herrn Andrzej Bula steht.

Heute Abend möchte ich – auch im Namen meines Mitgastgebers, Andrzej Bula – eine Reihe von Ehrengästen herzlich begrüßen:
– Den Abgeordneten des Sejm, Herrn Ryszard Galla
– Den Abgeordneten des Sejm, Herrn Ryszard Wilczynski

– Den Vizemarschall der Woiwodschaft Oppeln, Herrn Roman Kolek
– den Vorsitzenden des Oppelner Sejmik, Herrn Norbert Krajczy und den Vorsitzenden für Auslandskontakte, Herrn Norbert Rasch sowie ihre Kollegen
Ganz besonders freue ich mich auch über die Vertreter der Geistlichkeit:
– Den Bevollmächtigten des Bischoffs für die Seelsorge der deutschen Minderheit, Herrn Pfarrer Tarlinski
– Den Vertreter der evangelisch-augsburgischen Kirche, Pfarrer Wojciech Pracki
Herzlich begrüßen möchte ich auch

– den Vorsitzenden des Verbandes der deutschen sozial- kulturellen Gesellschaften in Polen, Herrn Bernard Gaida
– den Vorsitzenden der sozial-kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien, Herrn Rafal Bartek und seine Sekräter Frau Zuzanna Donath-Kasiura

– Vorsitzende und Mitglieder der Organisationen der Deutschen Minderheit in Oppeln, Schlesien, Niederschlesien und Lebuser Land

– Den Vorsitzenden des Landräte- und Bürgermeister-Clubs, Herrn Josef Swaczyna

– Kreis- und Landräte sowie Bürgermeister der Woiwodschaften Oppeln und Schlesien
– Vertreter der deutschen Wirtschaft in der Region sowie den Vorsitzenden der Stiftung für die Entwicklung Schlesien, Herrn Arnold Czech
– Vertreter der Bildungsinstitutionen in der Region,
besonders den Rektor der Technischen Universität Oppeln, Herrn Marek Tukiendorf und die
Vizedirektorin der Oppelner Musikschule, Frau Katarzyna Kaczmarczyk
– Vertreter der Kulturinstitutionen in der Region – und ganz besonders Frau Sarah Mößle, Frau Mareike Spies sowie Frau Ursula Dillenburger-Brendt aus dem Franziskus Gymnasium Nonnenwerth und ihre Freunde aus dem Lyzeum Nr. 1 in Oppeln Frau Zofia Godlewska sowie Herrn Krzysztof Kowalski vom Kunstinstitut der Universität Oppeln Sowie alle anderen, die heute Abend zu uns gekommen sind.

Sehr verehrte Gäste,

Deutschland und Polen sind heute Partner und Freunde. Nach dem unendlichen Leid, das Deutsche Polen während des 2. Weltkriegs zugefügt haben, grenzt dies an ein Wunder. An diesem Wunder der Aussöhnung, für das wir international beneidet werden, haben viele Menschen mitgearbeitet. Dieser Schatz – man kann es gar nicht oft genug betonen – bedarf der dauernden Pflege und Achtsamkeit beider Seiten. Zivilgesellschaft und Wirtschaft und sind dabei die tragenden Säulen des deutsch-polnischen Verhältnisses.

Angesichts der globalen Herausforderungen, haben wir nur gemeinsam eine Chance, die Zukunft in unserem Sinne mitzugestalten. Deutschland und Polen stehen zu den Zukunftsthemen in einem engen, nicht immer einfachen Dialog. Aber das, was uns eint, ist viel stärker, als das, was uns trennt.

Davon kann ich mich seit nunmehr 3,5 Jahren bei meiner Arbeit täglich überzeugen: die im Nachbarschaftsvertrag angelegte zivilgesellschaftliche deutsch-polnische Zusammenarbeit ist das stabile Rückgrat unserer Beziehungen.

Tausende deutsch-polnischer Partnerschaften auf privater und institutioneller Basis sind das Fundament für sich immer weiter vertiefende Kontakte und daran müssen wir, trotz gelegentlicher Widrigkeiten, festhalten und weiter arbeiten.

All denen, die das seit über 25 Jahren oder auch erst seit kurzer Zeit aktiv tun, möchte ich an dieser Stelle meinen tiefsten Dank aussprechen. Den zahlreichen Aktivisten in der deutschen Minderheit, die mit einer großen Anzahl von Vorhaben aller Art bis in die kleinste Gemeinde aktiv sind, Schulen unterstützen und Menschen friedlich zusammen bringen. Diesen Einsatz für ein friedvolles und freundschaftliches Miteinander kann man gar nicht genug unterstreichen und wertschätzen. Viele der Aktivisten tun dies über ihre Verpflichtungen von Beruf und Familie hinaus und geben einen großen Teil ihres Lebens für die Menschen in ihren Gemeinden. Herzlichen Dank dafür an sie alle.

Auch Dank an diejenigen aus der polnischen Mehrheit, die die Projekte der deutschen Minderheit unterstützen und besuchen und ihrerseits daran mitwirken, dass wir weiterhin eng miteinander in Frieden und gegenseitigem Respekt leben.

Ich erwähnte bereits den zweiten Pfeiler des deutsch- polnischen Verhältnisses: die Wirtschaft. Ja, auch sie bringt durch den Austausch über die Grenze Menschen miteinander in Kontakt und schafft in der Region wertvolle und immer höher qualifizierte und deshalb besser bezahlte Arbeitsplätze, was wiederum der Region als Ganzes und vor allem seinen Bewohnern zu Gute kommt.

Die Tatsache, dass in der Region viel deutschsprechende Menschen leben, macht den Investoren aus Deutschland die Standortwahl einfacher. Hier sollte auch der jahrelange Einsatz der Organisationen der Minderheit erwähnt werden, die durch zahlreiche außerschulische Projekte, aber auch Unterstützung der Schulen z.B. durch Wettbewerbe, den Deutschunterricht für Kinder und Jugendliche helfen, attraktiv zu gestalten und das Interesse am Deutschen wach halten.

Dank der Existenz der deutschen Minderheit stehen den Selbstverwaltungen Bildungssubventionen zur Förderung der Spracharbeit in den Schulen zur Verfügung, was diesen Schulen einen klaren Vorteil verschafft. Diese Argumente werden gelegentlich vergessen, wenn es um den Standortvorteil der Region geht, doch auch hinter diesem stecken Menschen, die sich aktiv für Projekte einsetzen.

All diesen Menschen gilt mein Dank aber auch dem polnischen Staat, der lokalen Selbstverwaltung und den Institutionen und Organisationen aller Art, die diese Vorhaben unterstützen, sei es finanziell, organisatorisch oder ideell.

Sehr verehrte Gäste,

wie bereits seit vielen Jahren möchten wir ihnen mit unserem Konzert heute Abend beispielhaft zeigen, dass es viele Menschen und Institutionen gibt, die ähnlich wie die deutsche Minderheit, an den deutsch-polnischen Beziehungen an der Basis arbeiten. In diesem Fall über die Regionalpartnerschaft des Bundeslands Rheinland-Pfalz mit der Woiwodschaft Oppeln.

Die Schülerinnen und Schülern des Willigis Symphoniorchesters aus Mainz und des Orchesters der Frederic Chopin Musikschule Oppeln treffen sich im Rahmen dieser Partnerschaft seit vielen Jahren und haben bereits weitere Orchester, wie die Jugendorchester in Bonn und Potsdam mit in ihre Arbeit einbezogen.

All dies sind wichtige Initiativen, unterstützt von polnischer und deutscher Seite allen voran dem deutsch-polnischen Jugendwerk, zur Pflege der grenzüberschreitenden Jugendarbeit. Jugendarbeit, um heranwachsenden Generationen das Nachbarland und seine Menschen zu zeigen, um Vorurteile abzubauen und um Verständnis und Freundschaft zu werben.

Wir als Konsulat werden bei dieser Arbeit an der Zivilgesellschaft, an der Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, an der Forschungszusammenarbeit, an der Förderung der Verbreitung der deutschen Sprache als Standortvorteil und als Zugang zur Kultur des Nachbarlandes weiterhin nach besten Kräften mitwirken.

Wir haben uns nie in unserer Arbeit als Haus der Annäherung und Versöhnung beirren lassen und werden an diesen für unsere beiden Staaten so wichtigen Aufgaben weiter festhalten um die zwischenmenschlichen Beziehung und das friedliche Leben der Menschen in der Region zu befördern.

Die seit fast zwei Jahren anhaltenden Entwicklungen, die diese Errungenschaften zu zerstören drohen, beobachten wir auch mit Sorge. Gerade in sozialen Netzwerken propagierte, oft anonyme Hassbotschaften und Anfeindungen lassen Befürchtungen aufkommen, dass hier ein lang aufgebautes und für alle Bewohner wichtiges Klima des friedlichen und gleichberechtigen Lebens zerstört wird. Wir dürfen das nicht zulassen.

Und ich möchte an Sie alle hier aus tiefstem Herzen appellieren: lassen sie nicht ab in ihren Bemühungen. Machen sie sich ein persönliches Bild und treffen sie Menschen aus dem Nachbarland, sprechen sie mit ihnen und bilden sie dann ihre Meinung. Es gibt nach wie vor viele Menschen, die sich für das große und anhaltende Werk der Versöhnung einsetzen und das Ihre beitragen, dass wir auch zukünftig gemeinsam voranschreiten und nicht gegeneinander agieren.

Meine Damen und Herren, wir geben nicht auf, das deutsche Konsulat wird in Oppeln an ihrer Seite bleiben, denn Außenpolitik ist das beständige Bemühen!

Nach diesen hoffentlich aufmunternden Worten wünsche ich Ihnen nun ein zauberhaftes Konzert mit dem Schülerinnen und Schülern des Willigis Symphoniorchesters aus Mainz und des
Orchesters der Frederic Chopin Musikschule Oppeln mit ihren Dirigenten Frau Doris Juttner-Endres, Herrn Thomas Grasse und Herrn Hubert Prochota!

Im Anschluss an das Konzert bitte ich alle geladenen Gäste herzlich zu einem Empfang mit der Möglichkeit zum dem, was Diplomatie am liebsten befördert: Das Gespräch zum freundschaftlichen Miteinander. Wir möchten Sie zu einem Glas einladen und mit Ihnen auf ein hoffentlich gutes Jahr 2018 anstoßen.

Da bekanntlich Bilder mehr sagen können, als tausend Worte lade ich Sie auch zu einer Fotoausstellung in das Foyer der Philharmonie ein, wo sie Fotographien deutscher Studentinnen
und Studenten des Franziskus-Gymnasiums Nonnenwerth betrachten können, die bei gemeinsamen Workshops zwischen dem Gymnasium aus Nonnenwerth und dem Lyceum Nr. 1 in Oppeln und Umgebung zustande gekommen sind. Zwei der Studentinnen, Sarah Mößle und Mareike Spies sowie ihrer Lehrerin, Frau Ursula Dillenburger-Brendt, werden sie gerne durch die Ausstellung führen. Auch diese Ausstellung ist ein Beitrag zur Verständigung der Nachbarstaaten durch Jugendbegegnungen und künstlerischem Austausch.

Ich wünsche viel Freude und sage Vielen Dank
Bardzo dziękuję

   

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