Rede des SKGD-Vorsitzenden während der Jahresversammlung am 4.06.2022 in Sakrau

Rede des SKGD-Vorsitzenden während der Jahresversammlung am 4.06.2022 in Sakrau

  • 04 Jun 0

04-06-2022

Sehr geehrte Delegierten der SKGD im Oppelner Schlesien,

nach zwei Jahren, die vor allem durch die Pandemie überschattet wurden, treffen wir uns in einer Zeit wo die Welt, Europa und auch wir in der Deutschen Minderheit mit ganz neuen Krisen und Herausforderungen zu tun haben. Erstens herrscht seit den 24. Februar dieses Jahres der Krieg in der Ukraine. Ich glaube keiner vor uns konnte es sich je vorstellen, dass es in dem 21. Jahrhundert einen konventionalen, zerstörerischen Krieg in Europa geben kann. Dieser Krieg und seine Folgen bringt für die ganze Gesellschaft in Polen neue Herausforderungen. Diese treffen auch uns und unsere Gemeinschaft, denn auch wir helfen der Ukraine, auch wir helfen den Flüchtlingen, auch wir sind an verschiedenen Hilfsaktionen beteiligt, wofür ich mich bei Ihnen bedanken möchte

Unsere Gemeinschaft wurde aber auch noch vor einer anderen Herausforderung gestellt. Mit der Verordnung des polnischen Bildungsministers von 4. Februar 2022 wurde offiziell, staatlich eine direkte Diskriminierung der deutschen Minderheit in Polen eingeführt.

Bevor ich aber auf diese Ereignisse eingehe möchte ich erst einmal unterstreichen, dass ich umso mehr allen Mitgliedern der Gesellschaft aber auch den Mitarbeitern der Geschäftsstelle für das im letzten Jahr geleistete danken möchte! Und wenn sie sich den Bericht angeschaut haben, dann haben sie auch gemerkt, dass es nicht wenig war, was wir gemeinsam geleistet haben.  In der Zeit, wo Präsenzveranstaltungen nur im begrenzten Rahmen möglich gewesen waren, sind wir so wie schon im Jahr 2020 auf Online umgestiegen. Wir haben also auf jedem Fall die schwierige Pandemiezeit genutzt, um dazuzulernen.

Den Bericht für das Jahr 2021 haben sie mit den Unterlagen erhalten und in meinem Hintergrund sind auch Bilder von den Veranstaltungen des letzten Jahres zu sehen. Ich werde deshalb bewusst nicht mehr im Detail drauf eingehen. Ich möchte sie jedoch auf paar Sachen aufmerksam machen:

  1. Wir haben mit einem sehr guten Finanzergebnis das Jahr 2021 abschließen können, denn wenn man die Amortisationskosten mal wegnehmen würde, dann hätten wir einen guten PLUS zu verzeichnen! Hier möchte ich meiner ganzen Mannschaft im SKGD Büro dafür herzlich danken aber vor allem den Hauptbuchhalter Andrzej Klama
  2. Wir haben wieder viel mehr Projekte realisiert als es noch im Jahr 2020 der Fall war. Dieses zeigt, dass wir trotz Pandemie aktiv geblieben sind.
  3. Es fanden wieder mehr Projekte in den DFKs statt. Mancher Orts wurden auch die Jubiläumsfeierlichkeiten nachgeholt, wofür ich euch danken möchte.

Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen, stellvertretend für alle DFK Aktivisten vor allem dafür danke, dass sie sich so zahlreich in den DFKs, in den Gemeinden und in den Kreisen getroffen haben und das Jahr 2021 zusammengefasst haben. Es war nämlich unsere große Sorge im Woiwodschafstvorstand, in der Geschäftsstelle- wie werden wir die Zeit des passiven „daheim seins“ als Gesellschaft überstehen. Ich merke aber an den zahlreichen Protokollen, die uns in den letzten Wochen erreichten wie lebendig aber auch wie demokratisch und ordentlich wir als Organisation sind. Jede Jahresversammlung ist nämlich ein Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft dieser Region. Und diese Stärke brauchen wir wieder mehr denn je, denn mit der Reduzierung der Minderheitensprachen an den Schulen kommen auf uns sehr schwierige Zeiten zu. Natürlich können wir auf die Unterstützung der deutschen Seite zählen, natürlich können wir auf Unterstützung unserer regionalen politischen Partner zählen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir vom polnischen Staat diskriminiert werden! Mit der Kürzung der 2 Stunden des Deutschunterrichts an den Schulen ab den 1. September 2022 werden den Kindern 2/3 der Stunden weggenommen! Mit der Kürzung werden Polenweit 2/3 der Deutschlehrer ihre Jobs verlieren. Dabei waren wir schon jetzt mit der Qualität des Unterrichts und durch die Neuinterpretation der Gesetzgebung in Bezug auf die 7.und 8. Klasse Grundschule benachteiligt worden. Wir sind was den Sprachunterricht für Minderheiten angeht, schon jetzt weit von dem entfernt gewesen was in anderen Ländern Europas angeboten wurde und wozu sich auch Polen gesetzlich verpflichtet hatte. Es geht aber auch darum, dass unsere Kinder jetzt stigmatisiert werden, denn andere Kinder von anderen Minderheiten, haben nach wie vor 3 Stunden und nur die Kinder der deutschen Minderheit dürfen ab dem neuen Schuljahr nur noch 1. Stunde haben.

Wir haben vieles unternommen, um uns dagegen zu wehren. Es wurden Briefe geschrieben, Beschwerden eingereicht, Treffen organisiert, Unterschriften gesammelt und zum Schluss haben wir auch in der EU- Kommission gegen Polen, gegen das Land, in dem wir leben und dessen loyale Bürger wir sind, geklagt. Wir sind uns sicher, dass wir gewinnen werden, denn die Diskriminierung ist so offensichtlich, dass die irgendwann zurückgenommen werden muss. Die Frage bleibt aber offen wann es geschehen wird? Und deshalb ist es so unheimlich wichtig die Zeit möglichst aktiv zu „Überbrücken“. Deswegen sollen wir wieder mehr Acht unserer Sprache zu Hause, in unserem Umfeld, in den Medien, die wir gucken, in den DFKs widmen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch betonen, dass wir, die SKGD, nur dann als Gesellschaft stark sind, wenn wir uns alle, gemeinsam für unsere Belange einsetzen. Wir alle haben ein Hauptziel – die Deutsche Sprache zu erhalten aber auch dazu führen, dass sie im Alltag gelebt und genutzt wird. Und so wie wir ein Ziel haben, brauchen wir auch alle Motivation und Austausch aber auch Begeisterung. Wir brauchen uns gemeinsam, um dieses Ziel zu erreichen.

Wir konnten uns bisher nicht drauf verlassen, dass die Sprache einfach so ohne Unterstützung von zu Hause in den Schulen übermittelt wird und jetzt können wir uns umso mehr nicht drauf verlassen. Deshalb nutzen wir jetzt bitte verstärkt die Projekte und Angebote der DMi Organisationen- Samstagskurse, Miro Fussballschulen, Deutsch AG, LernRaum usw. Es schmerzt nämlich sehr, wenn ich dann zu hören bekomme, dass es noch freie Plätze gibt bei dem einem oder anderen Projekt und es gibt kein Interesse. Seien wir uns bewusst, dass die Sprache nicht nur ein Identitätsfaktor für die Kinder ist aber auch ein Wirtschaftsfaktor dank dem sie sich keine Sorgen, was einen guten Job angeht, in der Zukunft machen müssen.  Seien wir also bitte nicht gleichgültig was die Weitergabe und die Verbreitung der deutschen Sprache angeht. Zeigen wir den Entscheidungsträgern, dass wir uns umso mehr für den Erhalt und die Wiederbelebung der Sprache einsetzen werden!

In diesem Jahr kommt auf uns eine weitere Ungewissheit hinzu- es sind die Ergebnisse der Volkszählung vom letzten Jahr. Das Jahr 2021 verlief nämlich weitgehend unter dem Motto der „Volkszählung“. Wir haben uns lange dafür vorbereitet, zum ersten Mal in der Geschichte haben wir Informationspakete (ca. 20 000 Stück) an fast alle Mitglieder unserer Gesellschaft vorbereitet und verteilt. Wir waren im öffentlichen Raum mit Werbetaffeln aber auch im Internet mit Videos, Memmes und Grafiken präsent. Gemeinsam haben wir eifrig daran gearbeitet möglichst viele zu informieren, damit sie sich nicht scheuen Ihre deutsche Angehörigkeit im Zensus anzugeben. Trotzdem warten wir mit großer Sorge auf die Ergebnisse der Volkszählung. Leider konnten wir nicht wirklich auf die vom Statistischem Amt versprochene Werbung und Unterstützung zählen und leider, wie wir es befürchtet und kommuniziert haben, hängt vieles von dem Zähler ab, der sehr oft nicht nach einer anderen Volkszugehörigkeit fragte. Am meisten befürchten wir jedoch die politische Atmosphäre in Polen, wo das Deutsche wieder zu etwas fremden, etwas Unerwünschten wurde. Dieses wirkt sich natürlich auch auf unsere Mitglieder aus, die oft aus Angst, dass die Ergebnisse doch nicht anonym bleiben werden und für andere Zwecke verwenden werden, auf die Angabe der deutschen Nationalität verzichtet haben. Aber auch wenn die Ergebnisse für unsere Gesellschaft nicht so rosig sein werden, endbindet uns das nicht vom weiteren Handeln. Die Ziele ändern sich nicht und dies sollte uns noch mehr anspornen unsere Arbeit effektiver zu gestalten. Wir sind zwar eine Minderheit, aber die Heimat, die Sprache, die Geschichte sind in unseren Herzen tief verankert, wodurch wir die Region und die Mehrheitsgesellschaft bereichern.

Ganz zum Schluss möchte ich mich auch bei allen Förderern und Unterstützern bedanken- vor allem bei beiden: deutschen und auch der polnischen Regierung.

 Ich bedanke mich bei dem Marschall der Woiwodschaft Oppeln, bei den Selbstveraltungsvertretern, auf der Kreis und Gemeindeebene, die die Pflege der deutschen Kultur und Sprache unterstützen. Ich bedanke mich bei der Seelsorge der Diözese Oppeln für die Sorge um die deutsche Seelsorge in der Region. Ohne diese Unterstützung, die über das finanziellen hinausgeht, könnte wir unsere Tätigkeit in diese Breite nicht ausüben.

Ganz besonders möchte ich mich aber noch einmal bei allen Mitgliedern der SKGD bedanken, ich bedanke mich bei allen DFK Vorständen, bei allen Gemeinde- und Kreisvorständen sowie bei dem Woiwodschaftsvorstand. Eure Arbeit ist ehrenamtlich und dabei macht ihr so viel für uns, für unsere Region, für die Zukunft unsere Kinder! Danke

   

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